Shary Reeves: Von Beruf Klugscheißerin

Jun 1st, 2010 | By | Category: Flimmern und Rauschen, Für Anfänger und Fortgeschrittene, Nachrichten für Kinder

Wenn Shary die kleinen und großen Rätsel der Welt erklärt, ist das für alle Klugscheißer Pflichtprogramm. Aus ihrer eigenen Schulzeit ist allerdings nicht so viel hängengeblieben, verrät die Kölnerin im Interview.

Shary, zusammen mit Ralf Caspers moderierst du jetzt schon seit fast zehn Jahren die Sendung “Wissen macht Ah!”. Seitdem ist “Klugscheißer” kein Schimpfwort mehr.
Stimmt. Das ist heute fast schon ein Kompliment. Man darf es sagen. Vor 15 Jahren war das noch anders. Da haben die Radiostationen keine Lieder gespielt, in dem das Wort “Scheiße” vorkam.

Wer von euch beiden ist denn der größere Klugscheißer?
Eindeutig Ralf. Der schreibt auch die Drehbücher für die Moderation. Die Ideen und Themen kommen aber aus dem ganzen Team und natürlich auch von unseren Zuschauern.

Ihr habt passend zum Start der Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika eine Quiz-Sondersendung zum Thema Schwarz-Weiß gemacht. Du schlüpfst dabei in die Rolle der Quizmoderatorin und Ralf ist …
… alle drei Kandidaten.

Das klingt ziemlich schräg.
Das ist schräg. Genau so wie die Themen. Wir beantworten zum Beispiel die Frage, warum Vogelkacke immer weiß ist oder warum Weißbrot schneller schimmelt und was überhaupt ein Schwarzfahrer ist.

Oder warum es Menschen mit schwarzer und mit weißer Haut gibt.
Ja. Das hat mit der Sonnenstrahlung zu tun.

Es gibt auch heute noch Menschen, die sich wegen ihrer hellen Haut für etwas besseres halten. Deine Mutter stammt aus Tansania, dein Vater ist Kenianer. Bist du wegen Deiner dunklen Hautfarbe schon einmal ausgegrenzt worden?
Als Kind schon. Da wurde ich zum Beispiel nicht auf Kindergeburtstage eingeladen. Das hat ganz schön weh getan. Allerdings hat sich das dann so ab der 8. Klasse geändert. Da war ich auf einmal cool und total in. Auch als Erwachsene habe ich manchmal das Gefühl, dass es Leute gibt, die dunkelhäutigen Menschen nicht viel zutrauen und sich heimlich fragen: Was will die denn hier? Aber ansonsten bin ich heute eine glückliche Klugscheißerin.

Du musst Ralf oft bremsen, wenn er vor lauter Begeisterung beim Erklären völlig abhebt …
Genau. Ich staune und lerne bei jeder Sendung. Aus meiner Schulzeit ist irgendwie nicht so viel hängen geblieben.

Schule war nicht so dein Ding?
Naja, sagen wir mal so: Heute weiß ich, dass eine andere Art zu lernen besser für mich gewesen wäre. Ich hätte gerne mehr selbst bestimmt, was und wie ich lerne. Ich habe mich für ganz viele unterschiedliche Sachen interessiert. Nur hat das keiner bemerkt, weil das eben nicht immer zum Unterricht gepasst hat. Ich habe an einer eher strengen Klosterschule für Mädchen mein Abitur gemacht.

Du bist begeisterte Fußballerin, hast sogar in der Bundesliga gespielt. Du läufst Marathon, bist Snowboard- und Inline-Lehrerin. War Sport dein Lieblingsfach?
Nie! Sport in der Mädchenschule hieß: Man rennt drei Runden im Kreis und hopst dabei ab und zu über einen Kasten. Das ist Ponylaufen. Aber kein Sport. Mein absolutes Lieblingsfach war Kunst.

Warum?
Weil mich die Lehrerin verstanden hat. Ich konnte bei ihr so kreativ sein, wie ich eben bin. Sie hat das geschätzt und mich sogar dazu ermutigt. Im Kunstunterricht hat man viele Freiheiten.

Ist das wichtig für dich?
Absolut. Ich kann nicht gut unter Leistungsdruck arbeiten. Mein bestes Spiel als Fußballerin hatte ich zum Beispiel auch, als ich mit dem aktiven Fußball aufgehört hatte.

Hast du eine Botschaft an alle Klugscheißer?
Hört nie auf neugierig zu sein. Es gibt immer spannende Themen, die einen das ganze Leben lang begleiten!

Eva Stern | Fotos: WDR/Thorsten Schneider/Nola Bunke

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